





Historische Demütigung
Die Sportfreunde Schwäbisch Hall gehen beim 0:6 gegen den TSV Oberensingen im eigenen Stadion sang- und klanglos unter.
Viktor Taschner
Man muss bis ins Jahr 2016 zurückblicken, um ein vergleichbares Heimdebakel zu finden. Am 19. November verloren die Sportfreunde Schwäbisch Hall das Verbandsliga-Derby gegen den TSV Ilshofen mit 0:6. Fast neun Jahre später erleben die Sportfreunde wieder so eine Schmach auf heimischen Rasen mit dem gleichen Ergebnis, diesmal gegen den TSV Oberensingen.
Die Parallele mit dem Ergebnis ist offenkundig, allerdings ist es diesmal am dritten Spieltag einer Saison passiert und nicht wie damals am 16. Spieltag, also kurz vor der Winterpause. Die Klatsche gegen Ilshofen setzte aber einen Prozess in Gang, was zur Folge die Ablösung des Haller Trainers hatte. Thorsten Schift gab damals sein Amt ab, Slobodan Pajic übernahm und schaffte in jener Saison mit Ach und Krach in der Relegation noch den Klassenerhalt.
Nach drei Spieltagen geziemt es sich eigentlich nicht, ein Zwischenfazit ziehen zu wollen, aber die Verantwortlichen bei den Sportfreunden werden sich ihre Gedanken machen müssen, warum eine Mannschaft, die mit vielen gestandenen Verbandsliga- und sogar Oberliga-erfahrenen Spielern bestückt ist, so blutleer auftreten kann.
Ein zumindest äußerlich gefasster Sportfreunde-Coach Thorsten Schift räumt nach dem Spiel gegen Oberensingen ein, dass es so nicht weitergehen könne. „Es muss sich ziemlich viel ändern. Wir müssen uns bei den Zuschauern entschuldigen. Aus diesem Spiel heute können wir nichts rausziehen“, sagt Schift.
Und es ist wirklich so, dass die 90 Minuten fast keinen Hoffnungsschimmer erkennen lassen können. Hatte man beispielsweise im WFV-Pokal gegen Türkspor Neckarsulm und auch gegen die TSG Tübingen am ersten Spieltag noch eigene Chancen, um in Führung gehen zu können, ist davon am vergangenen Samstag vor rund 300 Zuschauern nichts zu sehen. Mehr als vielleicht ein paar Halbchancen springen für die Sportfreunde nicht heraus. Und defensiv machen es die Gastgeber den Gästen aus dem Nürtinger Stadtteil viel zu einfach. Vor dem 0:1 ist es ein simpler, langer Ball, den der Oberensinger Dreifachtorschütze Patrick Werner erläuft und im Tor versenkt. Auch beim 0:2 wird Werner vor seinem schönen Schlenzer nicht angegriffen. Beim 0:3 kriegen die Sportfreunde den Ball nach einer Ecke einfach nicht weg, sodass der dritte Versuch von Marlon Lander dann drin ist. Mit diesem Drei-Tore-Rückstand zur Halbzeit sind die Haller noch gut bedient, denn es hätte auch gut und gerne 0:4 oder 0:5 stehen können.
Die Tore Nummer 4 und 5 fallen dann eben nach der Halbzeit, in der es nahtlos so weitergeht. Samuel Bosler trifft trocken per Flachschuss in der 48. Minute, Patrick Werner erhöht in der 54. Minute auf 0:5. Julian Miller zirkelt dann auch noch einen direkten Freistoß nach erst 63 Minuten zum 0:6 ins Tor. Die Haller Mauer will da auch nicht wirklich hochspringen und versuchen, den Ball zu blocken. An diesem Tag werfen sich nur die Gäste konsequent in die Zweikämpfe und die gegnerischen Schüsse.
Die Situation bei den Hallern ist alles andere als einfach. Klar ist, dass die Sportfreunde momentan meilenweit von ihrem eigentlich gesteckten Saisonziel „oben mitspielen“ entfernt sind. Die Verantwortlichen wussten vor Saisonstart, dass es holprig werden könnte, aber mit nur einem Punkt aus drei Spielen und 1:9 Toren kann niemand im Verein auch nur ansatzweise zufrieden sein. „Auch in solchen Situationen wie jetzt, zeigt sich, was einen Verein ausmachen kann“, appelliert Thorsten Schift an den Zusammenhalt. Die Haller Sportfreunde werden sich jetzt zusammenraufen müssen, sonst droht diese Saison komplett in die falsche Richtung zu laufen.
