Verbandsliga: Spf – VfR Heilbronn 1:1 am 15.11.2025

 
 
Hall bringt Vorsprung nicht ins Ziel
Praktisch mit dem Schlusspfiff kassieren die Sportfreunde Schwäbisch Hall den 1:1-Ausgleich gegen den VfR Heilbronn. Der erhoffte Befreiungsschlag im Tabellenkeller der Verbandsliga bleibt damit aus.
Von Viktor Taschner
Der Frust muss erstmal raus. Gefrustet kickt Lorenz Minder einen vollen Bällesack mehrere Meter weit weg. Jeder, der mal selbst Fußball gespielt und den Bällesack tragen musste, weiß, wie schwer das Behältnis ist, wenn viele Spielgeräte drin sind. Der Ärger von Minder ist auch allzu verständlich, hatte er doch 90 Minuten lang im Mittelfeld geackert, gekämpft, sich aufgerieben – auf gut Deutsch gesagt den Allerwertesten aufgerissen. Aber weil seine Sportfreunde in der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich kassieren, entrinnt den Hallern der eminent wichtige Dreier im Abstiegskampf.
VfR-Mann muss ins Krankenhaus
Die Partie vor rund 550 Zuschauern im Optima-Sportpark beginnt mit einer unglücklichen Szene. Halls Stürmer Günter Schmidt will mit dem Fuß in der Luft zum Ball, trifft aber unabsichtlich Heilbronns Nico van Gameren am Kopf. Van Gameren bleibt liegen und blutet, auch der Kreislauf scheint dann Probleme zu machen. Auch die Heilbronner Ultras auf der Gegengeraden, die mit einer Choreo und schwarzen Rauchbomben schon zum Anpfiff ordentlich Stimmung gemacht haben, stellen mal kurz ihren Support ein und bleiben leise. Van Gameren muss mit der Trage vom Feld und mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden.
Der VfR möchte trotz des Wechsels in der Abwehr dem Spiel seinen Stempel aufdrücken, was aber nur leidlich gelingt. Der Tabellenletzte steht sehr hoch und will im Stile einer Spitzenmannschaft dominieren. Spielen tun die Heilbronner in der ersten Hälfte wie ein echtes Schlusslicht. Viele Ballverluste im Aufbau, kaum Torgefahr nach vorne und hinten steht der VfR oft offen wie ein Scheunentor. Die Sportfreunde wollen schnell umschalten und schaffen das immer wieder auch. Fünf, sechs Mal rennen die Haller mit hohem Tempo aufs Heilbronner Tor zu, machen daraus aber nur einen Treffer vor der Halbzeit. Günter Schmidt legt quer auf den mitgelaufenen Philipp Minder, der ohne Probleme ins leere Tor trifft. Die Haller werden sich aber schon fragen müssen, warum nur ein Treffer in den ersten 45 Minuten herausgesprungen ist. Exemplarisch die Szene in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Schmidt scheitert im Eins-gegen-Eins gegen VfR-Keeper Nils Leidenberger, den Abpraller schießt Benjamin Kurz über das leere Tor.
Nach der Pause hat Heilbronn seine beste Phase. Zweimal geht der Ball an den Innenpfosten und springt wieder raus, erst bei einem Schuss von Lukas Böhm, dann bei einem Kopfball von Sebastian Lutz. Hall übersteht diese kurze Drangphase des VfR mit Glück, stabilisiert sich dann zumindest in der Abwehr einigermaßen, sodass sich die Heilbronner wieder schwertun, mal gefährlich vors Tor zu kommen. Was den Hallern aber im Gegensatz zur ersten Halbzeit verloren geht, ist das Umschalten nach vorne. Die Sportfreunde finden die Räume nach vorne nicht mehr, stehen dann auch immer tiefer.
Am Ende ist es wahrscheinlich doch auch eine Kraftfrage, weil bei den Hallern einigen Akteure auf dem Feld sind, die sich von Spieltag zu Spieltag schleppen, weil sie angeschlagen sind und nicht immer voll trainieren können.
Und trotzdem hätten die Haller alles klar machen können, weil sie einen Konter in der 75. Minute sauber ausspielen. Sascha Esau läuft diesmal allein auf den Torwart zu, scheitert aber ebenfalls im Eins-gegen-eins.
Verhängnisvoller Eckball
Und so kommt es, wie es so oft im Fußball passiert. Eine letzte Ecke für Heilbronn in der Nachspielzeit, der gegnerische Torwart ist mit vorne. Der eingewechselte Luis Weber hält den Kopf hin und der Ball segelt zum Ausgleich ins lange Eck. Mal wieder kassieren die Sportfreunde ein Gegentor nach einem Standard, was sich wie ein roter Faden negativ durch diese komplizierte Verbandsliga-Saison zieht.
„In der ersten Halbzeit hat uns Mut gefehlt“, sagt VfR-Coach Manuel Fischer nach der Partie. „Am Ende ist Hall aber das 1:0 um die Ohren geflogen“, meint der Heilbronner Trainer zudem, weil die Sportfreunde es eben verpasst haben, das 2:0 nachzulegen. „Mit der ersten Halbzeit war ich zufrieden, aber in der zweiten Halbzeit waren wir zu defensiv gestanden. Und wir bekommen die Standards nicht verteidigt. Die Tabelle lügt auch nicht, da brauchen wir nichts schönreden“, so Sportfreunde-Trainer Thorsten Schift.
Mit dem jeweiligen Punktgewinn treten beide Teams auf der Stelle. Heilbronn ist mit lediglich neun Punkten weiterhin Letzter. Die Sportfreunde sind mit 15 Zählern Dreizehnter, was ebenfalls ein Abstiegsplatz ist. Und am nächsten Samstag wartet das nächste Abstiegsduell auf die Haller, denn dann geht es zum FC Esslingen, der mit nur einem Punkt weniger auf dem drittletzten Platz steht.