Verbandsliga: Spf – TSV Berg 3:3 am 04.10.2025

 

Noch mehr als eine Viertelstunde nach Spielende waren die meisten Haller und die, die zu den Sportfreunden halten, völlig aufgebracht. Thorsten Schift lief in den Katakomben auf und ab. „Jeder hat es gesehen, jeder!“ Und er war längst nicht der einzige, der diese oder ähnliche Worte wählte. Die Sportfreunde fühlten sich besonders gegen Ende der Partie stark benachteiligt. Dass dann noch der TSV Berg mit der letzten Aktion – die angezeigte Nachspielzeit war längst abgelaufen – das 3:3 erzielte, brachte das emotionale Fass zum Explodieren. Die Zuschauer pfiffen und schimpften wüst, die Sportfreunde wussten kaum wohin mit ihrem Ärger und ihrer Wut.
Schon vor der Schlussphase war es ein hochemotionales Spiel. Das Spiel war trotz des tiefen Bodens und des Regens, der in der zweiten Halbzeit aufgrund des Windes immer heftiger wurde, ein gutes Verbandsliga-Spiel. Vor der Führung durch Azad Toptik hätten bereits Tore fallen können. Zweimal war Marc Göltenboth, der diesmal anstelle von Bojan Spasojevic im Tor stand, zur Stelle, einmal fehlte bei Azad Toptik nur der letzte Pass.
Doch dann umspielte Philipp Minder einen Gegner, passte flach nach innen. Dort stand Azad Toptik und traf zum 2:0. Er war kurz Nutznießer eines verunglückten Abschlags des Berger Torwarts Andre Port, den Hall über Günter Schmidt zum 2:0 durch Toptik ausnutzte.
„Hört auf mit der Scheiße! Wir verlieren jeden Ball“, rief Bergs Trainer Oliver Ofentausek nach 24 Minuten seinen Spielern zu. Es war das erste Mal, dass man den Berger Coach auf der Tribüne deutlich hörte. Sein Gegenüber Thorsten Schift hatte da  seine Stimmbänder schon mächtig malträtiert. Das ganze Spiel über war er ein brodelnder Vulkan.
Berg kam binnen 100 Sekunden zum Ausgleich. Erst lupfte Torjäger Hannes Pöschl den Ball über Marc Göltenboth, dann traf David Hoffmann. Bei diesem Treffer stand ein Berger bei der Vorbereitung in zumindest stark abseitsverdächtiger Position.
Heftiger Regen und Wind
Nach der Pause wurde es ein Kampfspiel. Der Regen und der Wind wurden immer heftiger. Luis Pfeiffer drückte eine Schmelzle-Flanke mit viel Willen über die Linie zum 3:2. Dann wurde die Partie immer emotionaler: Berg hatte Chancen zum Ausgleich, die die Abwehr und Göltenboth vereitelten. Dann konterte Hall, doch Günter Schmidt traf nicht. In der Schlussphase wurde nur noch Fußball gekämpft. Synonym dafür war Lorenz Minder, dessen Tape-Streifen am Knie sich lösten, die Stutzen waren an den Knöcheln. Alles warf sich in jeden Ball, in jeden Schuss.
Der Unparteiische Matthias Wituschek hatte viel zu bewerten und zu entscheiden. Vieles davon entschied er zugunsten der Gäste. In der Schlussphase waren die Entscheidungen längst nicht für alle nachvollziehbar. „Zieh dir halt ein weißes Trikot an!“ wurde dem Schiedsrichter entgegengerufen – Berg spielte in weiß. Es war längst Ausnahmezustand an der Seitenlinie, auf den Zuschauerrängen und auch auf dem Feld.
Zu Beginn der Nachspielzeit sah Lorenz Minder Gelb-Rot, weil er nach Ansicht des Unparteiischen das Spiel bei einem Einwurf verzögert hatte. Er hatte den Ball Halls Co-Trainer Nico Sasso übergeben, der diesen an einen Berger Spieler weitergab. Das legte der Schiedsrichter als Zeitspiel aus, die Haller konnten es nicht fassen – eine von außen nur sehr schwierig nachzuvollziehende Entscheidung. Die angezeigten vier Minuten Nachspielzeit waren um, als Berg noch einen Eckball erhielt. Dieser wurde herausgeköpft, dann vermutlich ein Foul an einem Haller, doch es ging weiter – und Berg traf zum Ausgleich. Sofort danach war Schluss. Die Haller Betreuer hatten viel zu tun, Spieler und Trainer im Zaum zu halten. Thorsten Schift, der während des Spiels schon Gelb gesehen hatte, sah Gelb-Rot.
Selten hat man die Haller kollektiv so aufgebracht gesehen. Zu viele Entscheidungen waren zweifelhaft. Die Schlussphase und die dort getroffenen Entscheidungen überlagerten ein insgesamt gutes Verbandsliga-Spiel, das die Sportfreunde Schwäbisch Hall verdient gehabt hätten zu gewinnen.