Die Schlüsselszene des Spiels dürfte auf der Tribüne und zwischen beiden Teams heiß diskutiert sein. Nach rund 30 Minuten läuft Halls Stürmer Benjamin Kurz allein aufs gegnerische Tor zu. Der ehemalige Haller Philipp Seybold, jetzt in Diensten von Türkspor Neckarsulm, sprintet hinterher. Im Strafraum holt Seybold Kurz ein und gibt ihm einen klaren Schubser von hinten mit, als Kurz den Ball auf einen mitgelaufenen Haller ablegen wollte. Foul, Elfmeter und Rote Karte für Seybold wäre die Folge gewesen, wenn der Schiedsrichter auf Foul entschieden hätte. Das tat er aber nicht, sondern ließ weiterspielen. Im Gegenzug machen die Neckarsulmer das vorentscheidende 2:0.
„Für mich war die Aktion fair. Ich berühre ihn unten gar nicht und nur oben mit der Schulter. Es ist eine 50:50-Entscheidung“, beschreibt Philipp Seybold die Szene. Für den 31-Jährigen war es die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. In der letzten Saison trug er noch das Trikot der Sportfreunde, zuvor spielte er lange Jahre bei der Sport-Union Neckarsulm, nun für den Stadtrivalen Türkspor. „Ich habe viele alte Bekannte getroffen und wurde freundschaftlich begrüßt“, sagt Seybold mit einem Lächeln zu seiner unerhofften Rückkehr. Denn Türkspor spielt als letztjähriger Verbandsliga-Meister in der Oberliga, nur das Pokallos sorgte dafür, dass er gegen seinen Ex-Club antreten musste.
Nach der Partie räumt auch Seybold ein, dass Türkspor nicht mit vier Toren Unterschied die bessere Mannschaft war. „In den ersten 20 Minuten hat Hall dominiert, da hätten wir auch hintenliegen können.“ Und in der Tat waren die Haller zu Spielbeginn aktiver und hätten in Führung gehen können, wenn nicht gar müssen. Aber Günter Schmidt drischt den Ball aus zehn Metern übers Tor (6.), Kurz kann einen Kopfball nach einer Flanke von Lorenz Minder nicht aufs Tor platzieren (8.). In der 14. Minute läuft Azad Toptik nach einem toll heraus gespielten Angriff in den Fünfmeterraum, doch anstatt es selbst zu versuchen, möchte er quer legen, sodass ein Neckarsulmer Verteidiger noch zur Ecke retten kann. Seybold hat nach einem starken Solo über rechts die beste Neckarsulmer Chance, trifft aber nur die Latte (11.).
Eine Standardsituation sorgt dann für einen Bruch im Haller Spieler. Der Ex-Ilshofener Tom Marmein versenkt einen Freistoß aus gut 25 Metern direkt. Halls Keeper Bojan Spasojevic ist mit der Faust dran, kann den Ball aber nicht mehr entscheidend ablenken. Danach kommen die Gäste besser ins Spiel und erhöhen nach der umstrittenen Elfmeterszene auf 2:0 durch Mateo Divkovic. Das 3:0 kurz vor der Halbzeit bereitet Seybold mustergültig vor. Ein weiterer Ex-Ilshofener, Burak Alabas, ist der Torschütze. Nach der Pause versuchen die Haller, den Anschluss herzustellen, aber Türkspor spielt es jetzt mit der Führung im Rücken relativ souverän herunter. Die Sportfreunde vergeben zudem wieder ihre wenigen Torchancen in Durchgang zwei. Spätestens mit dem 4:0 durch Dennis Croitoru in der 78. Minute ist das Spiel gelaufen.
Zwar hat die Verbandsliga-Runde noch nicht begonnen, aber die Sportfreunde befinden sich jetzt schon in einer personell delikaten Situation. Im Pokalspiel musste Flügelstürmer Sascha Esau als Rechtsverteidiger aushelfen, auf der Bank saßen mit dem 19-jährigen Neuzugang Luis Pfeiffer, drei ehemaligen U19-Spielern und einem aktuellen A-Jugendlichen nur noch unerfahrene Akteure auf der Bank.„Das Spiel hat gezeigt, dass der Gegner in den Kleinigkeiten besser war. Sie waren griffiger, haben die entscheidenden Zweikämpfe gewonnen und vorne ihre Dinger gemacht“, bilanziert Sportfreunde-Coach Thorsten Schift. „Wir waren defensiv nicht konsequent genug, was sich auch während der Vorbereitung abgezeichnet hat“, moniert Schift. Zehn Tage bleiben den Hallern noch, den Schalter umzulegen, denn am 9. August geht es in der Verbandsliga los mit dem Heimspiel gegen die TSG Tübingen.