Landesliga: Spf – TSV Obersontheim 0:1 am 11.09.2020

Unglaublich, unfassbar

Zwanzig Minuten vor Spielbeginn unterhielten sich die beiden Trainer Thorsten Schift und Michael Deininger entspannt am Ausgang des Spielertunnels. Noch war von Derbystimmung oder einer besonderen Atmosphäre nichts zu spüren. Doch das änderte sich mit dem Anstoß und sollte sich noch gewaltig steigern. Die Trommler des TC Haja sorgten für Stimmung, doch auf dem Spielfeld lief zunächst nur wenig zusammen. Die Nervosität war auf beiden Seiten deutlich zu bemerken. In schöner Regelmäßigkeit wechselte der Ballbesitz. Nach sechs Minuten lag der Ball plötzlich im Obersontheimer Tor, doch der Treffer wurde von Schiedsrichter Danny Kapell nicht anerkannt. Zum ersten Mal hatten sich die Sportfreunde nach vorne durchkombiniert. Michael Martin legte quer für Selcuk Vural ab, der allein vor Torwart Janis Baumann stand. Der Obersontheimer Schlussmann wehrte per Fußabwehr ab, Michael Martin bugsierte danach den Ball zwar ins Tor, stand aber dabei im Abseits. Zwar war diese Szene für die Gastgeber nicht vom Erfolg gekrönt, doch war sie dennoch beispielhaft. Immer dann, wenn die Sportfreunde das Tempo anzogen, hatte Obersontheim Probleme. Selcuk Vural, Serkan Uygun, Michael Martin und Philipp Minder hatten deutliche Geschwindigkeitsvorteile. Doch sehr zum Leidwesen ihres Trainers Thorsten Schift passierte das viel zu selten.

Gefahr durch Standards

Die Gäste aus Obersontheim standen zwar zeitweise mit elf Mann um den eigenen Strafraum, doch waren sie keineswegs ausschließlich defensiv eingestellt. In der Anfangsphase sorgte Marcel Hossner mit zwei Standards für Gefahr. Einen Eckball boxte Halls Schlussmann Yannic Weiss von der Linie, ein Freistoß flog knapp über die Querlatte. Und wenn Hall zu unaufmerksam agierte, dann waren die Gäste zu Stelle. Marco Pfitzer setzte sich in der 36. Minute gegen allzu lässige Haller Verteidiger durch, verzog seinen Schuss aber. Der Favorit hätte dennoch mit einer Führung in die Pause gehen können. In der 45. Minute stand nach einer gelungenen Kombination Daniel Martin im Strafraum frei, schlenzte den Ball aber knapp über das Lattenkreuz. Nach dem Wechsel schien vieles für den Spitzenreiter zu laufen. Pablo Wild foulte innerhalb von vier Minuten Volkan Demir zweimal gelbwürdig, musste mit der Ampelkarte vom Platz. Hall drückte die dezimierten Obersontheimer immer weiter hinten rein, doch abgesehen von einer Großchance durch Demir passierte zu wenig. „Wir haben es nicht zu Ende gespielt“, meinte Thorsten Schift nach der Partie.

Zudem kämpften nun die zehn Obersontheimer mit einer enormen Intensität. „Unfassbar, unglaublich, was die Jungs da hinten rausgeköpft haben“, meinte ein sichtbar mitgenommener Michael Deininger. Sein Team verteidigte nicht nur mit Herz und Verstand, sondern holte sogar noch zum „lucky Punch“ aus. Der eingewechselte Moritz Stephan traf nach 70 Minuten zum 0:1 von der Strafraumgrenze und sorgte auf der Gegengerade und bei seinen Mitspielern für Verzückung. Schon vor der Partie hatte Michael Deininger gesagt, dass es auch auf die Einwechselspieler ankomme. Moritz Stephan war zum Zeitpunkt seines Tores 13 Minuten auf dem Feld.

In der Folge rannte Hall meist unkoordiniert an, Obersontheim schlug die Bälle raus und warf sich in jeden Zweikampf. Ein weiteres Haller Tor wurde wegen Abseits aberkannt. In der 83. Minute musste auch noch Tim Blümel vom Feld. Er sah die rote Karte nach einem Foul an Volkan Demir – eine harte Entscheidung. Angelo Tulino traf noch den Pfosten, Selcuk Vural musste kurz vor dem Schlusspfiff mit Gelb-Rot runter. Enttäuscht verließen die Haller den Platz. Die Obersontheimer durften sich von ihren begeisterten Fans für den Überraschungssieg feiern lassen.

 

Bilder: Ufuk Arslan