Sportfreunde belohnen sich
Nach einer couragierten Leistung schlagen die Haller den bisherigen Verbandsliga-Tabellenführer FC Holzhausen mit 3:1. Der eingewechselte Volkan Demir trifft nach wenigen Sekunden.
Von Hartmut Ruffer
üsste man die Partie auf eine Szene herunterbrechen, dann wäre es wohl die 81. Minute: Holzhausen spielte den Ball schnell nach vorne. Henry Seeger hatte in der zweiten Halbzeit schon zwei gute Gelegenheiten vergeben. Erst bekam Halls Torwart Nico Purtscher in der 49. Minute die Beine noch zusammen, dann setzte der Holzhausener in der 57. Minute einen Flugkopfball knapp vorbei. Erst klärten Nico Purtscher und Niklas Vuletic, der noch mit letztem Einsatz in den Ball sprang, dann konnte Henry Seeger köpfen – an die Unterkante der Latte. Und dann drosch ein Teamkollege Seegers den Ball aus kürzester Distanz über das Tor. Es wäre das 2:2 gewesen, und es wäre in dieser Situation nicht unverdient gewesen.
Doch Holzhausen war einerseits nicht konsequent genug, andererseits war ein Gegner auf dem Platz, der diesmal 90 Minuten plus Nachspielzeit voll durchzog. Die Sportfreunde Schwäbisch Hall zeigten ihre wahrscheinlich bisher beste Saisonleistung. Von Beginn an waren sie voll konzentriert, zeigten trotz des tiefen Bodens auch sehr viele sehr gute Kombinationen und wurden letztlich für ihren Einsatz belohnt.
Joshua Voigt köpft alles weg
Azad Toptik hatte nach sieben Minuten nach Vorlage von Harun Velic die erste Gelegenheit im Spiel. Kurz darauf zog Henry Seeger aus aussichtsreicher Position ab, doch da rauschte Joshua Voigt heran und warf sich in den Schuss, blockte diesen ab. Der Haller Innenverteidiger sollte nach Spielende ein komplett verdrecktes Trikot haben, ein Synonym für seinen Kampf. Er köpfte gefühlt jeden hohen Ball aus dem Strafraum, drosch, wenn es sein musste, den Ball auf die Tribüne und war so eng an seinen Gegenspielern, dass diese kaum zur Geltung kamen. Kapitän Niklas Vuletic stand dem kaum nach. Daniel Dahmen, diesmal als rechter Außenverteidiger eingesetzt, zeigt ebenso eine starke Leistung.
Und offensiv waren die Haller ebenso motiviert. Erst verpasste Philipp Seybold eine Hereingabe von Günter Schmidt, doch eine Minute später verwertete er eine Vorlage von Azad Toptik zum 1:0. Danach hätte dieser sogar nachlegen können, stattdessen fiel der Ausgleich. Im Stile einer Top-Mannschaft nutzte Holzhausen einen der wenigen Fehler im Haller Spielaufbau. Drei schnelle Pässe, ein guter Abschluss und es stand 1:1 durch Jannik Michel.
In der zweiten Hälfte war das Tempo nicht mehr ganz so hoch. Holzhausen schien jetzt etwas stärker zu sein, doch die Haller hielten weiterhin gut dagegen. Niemals hatte man den Eindruck, als dass sie klein beigeben würden. Und das wurde belohnt: Nach einer Ecke nahm Benjamin Kurz den Ball direkt, Holzhausens Torwart Henning Schwenk konnte gerade noch klären. Eine Minute später lief Kurz mit dem Ball auf den Strafraum zu, wurde gestört. Da kam der eben eingewechselte Volkan Demir an. „In der Situation hatte ich nur einen Gedanken: einfach draufhauen!,“ beschrieb er die Szene. Demir traf den Ball perfekt, der flach ins rechte Eck zischte.
Demir täuscht an und trifft
Der Jubel war groß im Haller Lager, und nach der eingangs beschriebenen vergebenen Großchance des Tabellenführers konterten kurz darauf die Haller. Benjamin Kurz wurde steil geschickt, behauptete den Ball und spielte auf Sascha Esau. Der spitzelte den Ball zu Volkan Demir. „Da habe ich gewusst, was ich mache. Erst den Schuss antäuschen, und dann den Ball ins Tor schießen“, verriet der Doppeltorschütze.
Genauso setzte er es um: Der Verteidiger ging bei Demirs vermeintlichem Schuss zu Boden, mit einer eleganten Drehung verschaffte sich Demir freie Schussbahn und vollendete. „Ich freue mich sehr für ihn“, sagte Halls Trainer Thorsten Schift, der seiner Mannschaft einen leidenschaftlichen Auftritt attestierte. Die Freude über den Sieg wurde durch die Verletzung von Niklas Vuletic in der letzten Szene des Spiels getrübt. Der Kapitän lag lange auf dem Rasen.
Der Sieg verhilft die Haller auf Rang 10. Das ist eine Momentaufnahme. Wichtiger ist, dass die Formkurve nach oben zeigt. „In Esslingen hatten wir uns noch nicht belohnt, diesmal aber schon“, verdeutlichte Volkan Demir. Eine treffende Analyse der vergangenen beiden Spiele.