





Manchmal genügen Schilderungen einiger Szenen, um zu verstehen, wie die Gemütslage der Sportfreunde nach dem Schlusspfiff war. Daniel Schmelzle schleuderte einen Eisbeutel gegen die Bande. Als sich die Spieler zum Kreis zusammengeschlossen hatten, ergriff auch Martin Kleinschrodt das Wort. Was der Sportdirektor sagte, war nicht zu verstehen, aber seine Mimik verriet, dass es eindeutige, eindringliche Worte waren. Eines war offensichtlich: Dieses 1:3 der Sportfreunde gegen die TSG Tübingen hat Spuren hinterlassen.
„Eine solche Auftaktniederlage darf nicht passieren“, meinte ein ebenso sichtlich enttäuschter Trainer Thorsten Schift. „Es war zu einfach für den Gegner.“ Dieser Aussage dürfte jeder Zuschauer zustimmen. Die TSG Tübingen spielte schnörkellos, sozusagen unspektakulär. Und ja, die TSG hatte manches Mal auch Glück, beispielsweise beim 0:1, das Noah Müller aus abseitsverdächtiger Position erzielte, oder auch bei manchen Schiedsrichterentscheidungen.
Allerdings würden diese Punkte allein das Spiel nicht vollständig wiedergeben. Denn die Sportfreunde hatten natürlich ihren Anteil daran, dass die Begegnung so ablief, wie sie verlief.
Die ersten 20 Minuten agierte Hall mehr als nur ordentlich, hatte reichlich Chancen, um in Führung zu gehen. Günter Schmidt und Lorenz Minder waren besonders auffällig, aber nicht nur diese beiden. Auffällig war aber auch, dass die Sportfreunde häufig den letzten, entscheidenden Pass nicht zum Mitspieler brachten und sich so einige gute Möglichkeiten selbst zunichtemachten.
Nach 20 Minuten musste Philipp Minder raus, seine Muskelverletzung brach wieder auf, Matteo Stein ersetzte ihn. Kurz darauf war Trinkpause bei mehr als 30 Grad im Optima-Sportpark – und danach hatte Hall Probleme strukturiert nach vorne zu spielen. Dabei boten die Tübinger immer wieder bis in die Schlussphase hinein Räume an. Diese aber nutzten die Sportfreunde nicht für sich aus.
TSG nutzt Fehler aus
Dafür nutzten die Tübinger Haller Fehler aus. Bojan Spasojevic ließ einen Schuss nach vorne abprallen, Noah Müller staubte zum 0:1 ab (32.). Der Treffer kam zu diesem Zeitpunkt durchaus überraschend. Doch Tübingen nutzte einen weiteren Fehler der Sportfreunde konsequent. Ein Fehler im Aufbau führte zu einem Konter. Zwar konnte Joshua Voigt diesen zunächst noch zumindest aufhalten, doch beim Nachsetzen waren die Tübinger schneller. Ein Steilpass und Matthias Gampert vollendete zum 0:2.
Kurz vor der Pause hatte Hall dann nochmals eine starke Phase, belohnte sich mit dem Anschlusstor durch Günter Schmidt nach Vorlage von Daniel Schmelzle. Schmidt gelang fast auch noch der Ausgleich, aber er schoss über das Tor.
Nach dem Wechsel allerdings wirkten die Haller unstrukturiert. Der Wille war allen anzumerken, aber nun häuften sich Abspielfehler, obwohl Tübingen nach wie vor Räume zum Bespielen ließ.
Die beste Chance zum Ausgleich vergab in der 75. Minute der eingewechselte Luis Pfeiffer. Die Sportfreunde hatten über links gekontert, Daniel Schmelzle legte zurück auf Luis Pfeiffer, dessen Flachschuss aber Tübingens Torwart Tom Mang entschärfte. Dessen Trainer Michel Frick meinte: „Der Torwart darf auch mitspielen.“ Er war mit der Leistung seines Teams zufrieden, zumal die Hälfte der Mannschaft ihr erstes Verbandsliga-Spiel bestritten hatte. Doch auch er ließ anklingen, dass er noch Verbesserungsbedarf gesehen hatte.
Den gibt es zweifellos bei den Sportfreunden. Thorsten Schift riss sich beim Trainergespräch auf dem Rasen sichtlich zusammen, sagte zunächst: „Nach solchen Spielen ist es besser, wenn man ruhig bleibt.“ Damit meinte er, dass man allgemein die Ruhe bewahren sollte, nicht aber, dass er beziehungsweise die Verantwortlichen ruhig – im Sinne von stumm – bleiben werden. Er kündigte „eindeutige“ Gespräche unter vier Augen an. „Jeder muss mehr machen.“
Die Sportfreunde haben also den Auftakt in die neue Saison in den Sand gesetzt, und das gegen einen Gegner, der sich nach knapp geschafftem Klassenerhalt neu aufgestellt hat. Das muss man auf Haller Seite erstmal verdauen, ehe es am Samstag nach Dorfmerkingen geht.
ruf


