Landesliga: Spf – SV Allmersbach 2:0 am 17.10.2020

 

Jede Menge Diskussionen
Die Sportfreunde Schwäbisch Hall besiegen in der Landesliga den SV Allmersbach mit 2:0. Das Spiel ist kein Aufreger, vielmehr sind es einige Entscheidungen des Unparteiischen. Von Hartmut Ruffer
Völlig allein stand Halls Torwart Yannic Weiss vor seinem Strafraum. In der Hälfte der Sportfreunde war in den ersten 20 Minuten selten ein anderer Spieler als er anzutreffen. Hall hatte gefühlt 80 Prozent Ballbesitz. Im Mittelfeld rotierten Yannik Winker und die Martin-Brüder, waren häufig anspielbar, aber der Ball gelangte nur selten in die gefährliche Zone vor das Allmersbacher Tor. „Das hat uns gefehlt“, bemängelte Trainer Thorsten Schift.
Dann setzte sich Allmersbachs gefährlicher Stürmer Kim Schmidt (acht Tore in acht Spielen) im Haller Strafraum robust gegen Johannes Beez ein. Viele erwarteten einen Pfiff des Unparteiischen Maik Kaack, doch der kam nicht. Schmidt drosch den Ball ans Außennetz, Beez hob die Arme und rief „Hey, Schiri!“, mehr nicht. Ali Gökdemir fand auch noch einige Worte in Richtung Schiedsrichter, doch Johannes Beez sah die gelbe Karte. Drei Minuten später kam Beez in einem Zweikampf zu spät – eine klare gelbe Karte, die Konsequenz: Platzverweises.
Auf der Haller Bank und auf der Tribüne ging der Puls mächtig in die Höhe. Vor allem, als kurz vor der Pause Michael Martin im Strafraum angegangen wurde. Es ertönte zwar direkt danach ein Pfiff, doch es war der zur Halbzeit. Die Zuschauer waren aufgebracht, war es doch nicht die erste Situation, die diskussionswürdig war. Dass Hall zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl in Führung gegangen war, blieb fast unbemerkt. Serkan Uygun hatte mit einem Flachschuss getroffen, zuvor hatte Volkan Demir einen Schubs bekommen, der ihm sogar half, vor Allmersbachs Torhüter Dario Nieswandt an den Ball zu kommen und das Tor einzuleiten.
Elfmeter – oder nicht?
Nach dem Wechsel merkte man nicht, dass Hall in Unterzahl war. Allmersbach fand keine Mittel und Ideen auch nur ansatzweise in die Nähe des Haller Tores zu kommen. Wenn, dann flog der Ball lang in den Haller Strafraum, wo die Sportfreunde-Abwehr klärte – was in der ersten Halbzeit auch gelang, wenn auch nicht immer souverän. Dann flog Serkan Uygun im gegnerischen Strafraum – und diesmal gab es Elfmeter. Nun waren die Allmersbacher aufgebracht. Uygun zog sich schnell zurück. Die Allmersbacher beknieten geradezu den Unparteiischen, Uygun zu fragen, ob es ein Foul war, doch der verzichtete und Volkan Demir verwandelte den Strafstoß zum 2:0.
Keine 60 Sekunden später war es dann mit der Allmersbacher nummerischen Überlegenheit vorbei. Kim Schmidt fiel im Sprintduell Richtung Grundlinie, der Unparteiische reagierte nicht und der Allmersbacher war völlig außer sich. Dafür musste auch er mit der Ampelkarte runter. Selbst nach Spielschluss konnte es der Stürmer nicht fassen.
Fußball gespielt wurde kaum noch. Tim Richter hatte Pech, dass Nieswandt seinen Schuss noch an den Pfosten lenkte. Ansonsten wurde selbst auf dem Spielfeld über die Schiedsrichter-Entscheidungen diskutiert. Das setzte sich nach Spielschluss fort. Allmersbachs Trainer Hannes Stanke sprach höflich von „unglücklichen Entscheidungen“. Mancher Spieler benutzte andere Worte, andere wunderten sich nur.
Hall macht mit dem Sieg Boden gut, da Türkspor Neckarsulm gegen Satteldorf 0:4 verlor. Am kommenden Wochenende haben die Sportfreunde spielfrei.
Die 90 Minuten mit Joshua Voigt
Dem Kapitän fiel es kurz nach Spielschluss schwer, das Spiel richtig einzuordnen. „Das war schon ziemlich komisch“, bemerkte der 23-jährige Joshua Voigt. So war er in der ersten halben Stunde nahezu gar nicht am oder im eigenen Strafraum zu finden. Stattdessen dirigierte der Innenverteidiger die Abwehrkette ungefähr auf Höhe der Mittellinie. Zweikämpfe führte er kaum. Es gab schlicht keine. Denn Allmersbach war anfangs nur wenig am Offensivspiel interessiert und wenn die Gäste mal den Ball hatten – was selten der Fall war –, dann probierten sie es mit „Langholz“. Sie schlugen die Bälle also weit nach vorn. Joshua Voigt war meist damit beschäftigt, die Fehlpässe wieder einzusammeln oder den Ball wieder nach vorne zu köpfen. Nach 30 Minuten musste Voigt dann erstmals ernsthaft eingreifen, lief seinem Gegner den Ball ab, sonst wäre der Allmersbacher durch gewesen. In der ereignisarmen zweiten Hälfte leistete sich Joshua Voigt nur einen Lapsus, als er einen schlampigen Pass zu Philipp Minder spielte. Nach Schlusspfiff betrieb er wie seine Teamkollegen beim Auslaufen Rasenpflege. Das sah teilweise schwieriger aus als die Verteidigung in den 90 Minuten zuvor.
Hartmut Ruffer (Haller Tagblatt)