Sasso wird zum tragischen Helden.
Im Topspiel zwischen den Aufstiegsaspiranten gingen beide Teams von Anfang ein sehr hohes Tempo. Äußerst intensiv ging es bei den Zweikämpfen überwiegend im Mittelfeld zu, doch Torchancen gegen die kompakten Abwehrreihen waren auf beiden Seiten Mangelware. Letztlich endete das Derby mit einem leistungsgerechten Unentschieden – da waren sich beide Trainer einig. „Der TSV Crailsheim hat eine gute Mannschaft und sich den Ausgleich verdient. Allerdings hatten wir die etwas klareren Chancen“, sieht Halls Trainer Petar Kosturkov seine junge Truppe weiterhin auf einem guten Weg bei dem Entwicklungsprozess zu einem Spitzenteam. Die Defensive um die bärenstarken Steffen Engelhardt und Ali Gökdemir ließ gegen die spielstarken Platzherren nur wenig zu.
Bereits nach wenigen Sekunden hätten die Haller in Führung gehen können, ja müssen. Doch der insbesondere in der ersten Hälfte glänzend aufgelegte Boris Nzuzi vergab freistehend. Beinahe alle gefährlichen Offensivaktionen gingen von ihm oder dem dribbelstarken Selcuk Vural aus. So auch der Führungstreffer nach 17 Spielminuten: Nzuzi erkämpfte sich das Leder im Mittelfeld und passte auf Vural, der aus ganz spitzem Winkel zum 0:1 traf. TSV-Keeper Thomas Weiss hatte wohl mit einer Flanke gerechnet.
TSV mit mehr Spielanteilen
„Das war anfangs von uns zu wenig. Erst nach dem Gegentor haben wir besser ins Spiel gefunden“, beschreibt TSV-Trainer Michael Gebhardt das Geschehen auf dem Feld. „Danach konnten wir immer mehr Druck aufbauen, auch wenn uns die Haller durch ihre weiten Schläge aus der Abwehr heraus nur wenig Gelegenheit zum Gegenpressing geboten haben.“ Crailsheim hatte nun deutlich mehr Spielanteile. „Nur der letzte Pass in die Spitze hat meistens gefehlt“, ärgerte sich Gebhardt.
Nzuzi hat das 0:2 auf dem Fuß
Auf der anderen Seite agierte die Haller Fünferkette konsequent und war sich auch nicht zu schade, den Ball auf die Tribüne wegzuschlagen. Auffälligster Mann bei den „Blauen“ war in dieser Phase Nicola Sasso, der wie ein zweiter Trainer auf dem Platz agierte und seine jungen Mitspieler coachte und anfeuerte. Die einzig wirklich dicke Chance für die Heimelf vergab Tamas Herbaly nach rund einer halben Stunde, sein Kopfball strich nur wenige Zentimeter am Gästetor vorbei. Kurz vor der Halbzeitpause hatten die Gäste sogar noch die Möglichkeit auf 2:0 davonzuziehen, doch nach schöner Kombination hielt Weiss den Schuss von Nzuzi mit einer tollen Parade.
Das ganz hohe Tempo der ersten Hälfte konnten beide Teams nicht mehr gehen, dennoch wurde es den Zuschauern auch in Durchgang 2 nie langweilig. Sasso hatte noch eine gute Einschussmöglichkeit (63.), doch er traf den Ball nicht richtig und TSV-Keeper Weiss parierte den Schuss locker. Nur sechs Zeigerumdrehungen später wurde der bis dahin gute Sasso dann zum Unglücksraben, eine scharfe Hereingabe sprang ihm unglücklich an die Hand. Dennis Schwenker ließ sich diese Chance zum verdienten Ausgleich nicht nehmen und verwandelte den Strafstoß sicher.
Danach blieb der TSV weiterhin im Ansatz gefährlicher, doch die besseren (wenigen) Möglichkeiten waren aufseiten der Gäste. Nach einem schnellen Konter verzog Yannik Winker nur knapp. Ein Fernschuss von Ali Gökdemir hätte in der Nachspielzeit beinahe noch den Siegtreffer zugunsten der Sportfreude eingebracht. Kurz zuvor flog der Crailsheimer Benjamin Weinberger nach einem rüden Foul noch mit der Ampelkarte bedacht vom Platz. Am Ende hieß es 1:1, ein Ergebnis, mit dem beide Teams im Aufstiegskampf leben können.
Am Samstag steht für die Sportfreunde Hall mit dem Derby in Öhringen ein weiteres Auswärtsspiel auf dem Programm, der TSV Crailsheim muss nach Fellbach reisen.
Tore: 0:1 Selcuk Vural (17.), 1:1 Dennis Schwenker (70., HE)
Besondere Vorkommnisse: Gelb/Rot: Benjamin Weinberger (TSV, 90.)
TSV Crailsheim: Weiss, Herbaly (90. +4 Maneth), Düll, Wolf, Hüttl, Meßner (90. +1 Wagemann), Rümmele, Munz (47. Schneider), Krebs (72. Fuchs), Schwenker, Weinberger
Spf. Hall: Weiss, Engelhardt, Winker (82. Frey), Hornung, Martin, Nzuzi (90. +4 Koch), Sasso, Glück, Gökdemir, Vural (61. Orzol), Baumann.