Verbandsliga: Spf – Türkspor Neckarsulm 1:2 am 22.03.2025

 

Ein richtig gutes Fußballspiel
Die Sportfreunde Schwäbisch Hall unterliegen dem Verbandsliga-Spitzenreiter Türkspor Neckarsulm mit 1:2. Dabei sind sie nicht schlechter, aber ineffizienter.
Von Hartmut Ruffer
ann hat es in den vergangenen Jahren Spiele der Sportfreunde gegeben, bei denen die Zuschauer gleich mehrfach Szenenapplaus spendiert haben? Allzu viele waren es nicht. Doch was die rund 750 Zuschauer an diesem Samstagnachmittag gesehen habe, war Fußball auf sehr hohem Verbandsliga-Niveau. Es war eine rasante, sogar eine „wilde Partie“, wie es Neckarsulms Spielertrainer Julian Grupp hinterher ausdrückte. Und es war ein Spiel, bei dem der Tabellenführer das tat, was ein Tabellenführer tun muss, um am Ende der Saison ganz oben zu stehen: Chancen effizient verwerten.
Letztlich ist es das, was den Unterschied ausgemacht hat. Hall hätte diese Partie bei konsequenter Nutzung der eigenen Möglichkeiten gewinnen können. Die Spieler gaben alles für den Sieg. Nach dem Schlusspfiff der hervorragend leitenden Schiedsrichterin Kerstin Holzmayer sackten die Haller auf den Rasen. Vor einer Woche noch das Glücksgefühl des Siegtores in der Nachspielzeit in Tübingen, müssen sie nun nach Ende der regulären 90 Minuten den Treffer zum 1:2 hinnehmen.
Sohm zerreißt Trikot
Ali Gökdemirs Trikot hing nur noch halb an ihm. Er hatte sich mit Pascal Sohm harte, intensive Duelle geliefert. Beide sind Ex-Profis – Sohm hat sich erst im Winter reamateuriseren lassen – und bekämpften sich heftig. Gökdemir liebt solche Begegnungen, dann ist er noch stärker motiviert. Das Trikot hatte Pascal Sohm zerrissen: „Ich glaube, er wollte schon während des Spiels den Trikottausch mit mir machen“, meinte der ehemalige Nationalspieler Aserbaidschans mit einem süffisanten Lächeln. Doch nur in dieser Situation konnte er das. „Es ist sehr enttäuschend, dass wir verloren haben“, konstatierte er.
Hall hätte schon nach zwei Minuten in Führung gehen können: Günter Schmidt behauptete an der Außenlinie stark den Ball, passte zu Daniel Martin, der Benjamin Kurz steil schickte. Dieser schoss aber freistehend knapp am Tor vorbei. Doch die Zuschauer spürten, dass eine hellwache Sportfreunde-Mannschaft auf dem Feld stand, die viel arbeitete und die Gegner auch vor große Probleme stellte. „Richtig Kontrolle über das Spiel haben wir eigentlich nie bekommen“, meinte Julian Grupp. Das stimmte, und dennoch zeigte Türkspor Neckarsulm, warum es an der Spitze der Liga steht. Denn kleinste Fehler oder Ungenauigkeiten konnten sie ausnutzen. Und sie waren clever.
In der 45. Minute holte Neckarsulm einen Eckball heraus, als alle und wohl auch Azad Toptik dachten, dass der Ball ins Toraus trudeln würde. Das brachte den Ex-Ilshofener Burak Alabas auf den Plan, der den Ball nahezu mit dem Halbzeitpfiff per Kopf ins Tor wuchtete. Doch auch die Haller können Standards: Joshua Voigt lief in einen von Daniel Schmelzle getretenen Eckball und köpfte den Ball zum 1:1 ins Tor (51.). Und weiter ging die wilde Fahrt mit Chancen auf beiden Seiten.
Dahmen geht fast k.o.
In der Schlussviertelstunde merkte man den Hallern den Kräfteverschleiß an, aber sie kämpften enorm. Daniel Dahmen wurde fast k.o. geschossen, er warf sich in einen Schuss. Das war nur ein, aber vielleicht das auffälligste Beispiel, der Haller Kampfmoral. Doch dann kam die Nachspielzeit: noch ein Eckball für Türkspor, ein Kopfball, ein Schuss. Den kann Torwart Bojan Spasojevic mit einem Reflex noch parieren, doch im dritten Anlauf ist der Ball dann im Tor. Laut den Hallern Verantwortlichen, die sich nach Spielschluss die Aufzeichnung angeschaut hatten, war es Abseits. Halls Trainer Thorsten Schift winkte ab. „Das ging alles so schnell.“
So bleibt die Erkenntnis, dass die Sportfreunde Schwäbisch Hall einerseits nicht nur gut Fußball spielen und auch mit dem Primus mehr als nur mithalten können und andererseits, dass man Chancen auch verwerten muss, um enge Partien für sich zu entscheiden. Das war der Grund dafür, weshalb Neckarsulm am Ende jubeln durfte.