Landesliga: Spf – TV Pflugfelden 2:1 am 28.05.2022

Als Schiedsrichter Benjamin Schmidt am Samstag um 15.46 Uhr zum letzten Mal in seine Pfeife pfiff, rissen die Sportfreunde die Arme hoch. Das ersehnte Ziel, der Aufstieg in die Verbandsliga, war geschafft. Dank eines verdienten, aber hart erkämpften 2:1-Erfolgs über den TV Pflugfelden sind die Haller in der Tabelle nicht mehr einholbar, obwohl die Saison noch zwei Spieltage hat. Der Druck, der vor allem in den vergangenen zwei, drei Wochen auf den Spielern lastete, fiel ab: Sektfontänen, Jubelschreie, Umarmungen – alles war dabei.

20 Minuten vor dem Abpfiff war die Gemütslage noch eine völlig andere. Auf der Tribüne wurden die Zuschauer unruhig. Die Haller bemühten sich unten auf dem Rasen, aber den Ball ins Tor zu bugsieren schien eine Herkules-Aufgabe zu sein. Das hatten die Gäste aus dem Ludwigsburger Stadtteil Pflugfelden nach 24 Minuten geschafft. Ein Konter, ein Schuss, ein Tor: Max Stumm sorgte für den Dämpfer der Gefühlslage. Halls Torwart Nico Purtscher sollte in der Folge keinen ernsthaften Ball mehr auf sein Tor bekommen. Ein Konter der Gäste war in der zweiten Halbzeit zwar gefährlich, wurde am Ende aber zu ungenau gespielt. Und Hall? Tat sich wie schon beim letzten Heimspiel gegen Schornbach schwer. Die Gäste standen fast immer zu elft in der eigenen Hälfte. Die Sportfreunde hatten fast immer den Ball und suchten die Lücken. Die fanden sie auch nicht selten, aber die Flanken, die vor allem in der zweiten Halbzeit gefühlt minütlich in den Strafraum flogen, wurden allesamt von den Pflugfeldenern abgewehrt. Chancen gab es genug, doch Gäste-Torwart Lucas Engel wehrte alles, wenn auch manchmal unorthodox, ab.

Auf der Tribüne sinnierte Sportfreunde-Vorstand Jürgen Lechner, ob sein Team am kommenden Wochenende in Kaisersbach den ersehnten Punkt zum Aufstieg holen müsste. Denn Hall lief an, aber Zählbares gab es nichts – bis zur 78. Minute. Da zog Ali Gökdemir, der fast nur noch vorne war, aus 18 Metern ab. Lucas Engel wehrte zwar ab, aber nach vorne. Volkan Demir reagierte am schnellsten. Der Kapitän stocherte den Ball zum 1:1 ins Tor. Die Reaktionen waren dementsprechend. Großer Jubel mit jeder Menge Erleichterung. Sechs Minuten später flankte Azad Toptik den Ball wieder Richtung Volkan Demir, doch diesmal überwand ein Pflugfeldener seinen eigenen Torwart. Mit dem 2:1 spielte Hall die Partie souverän zu Ende, hätte auch noch erhöhen können. Die Gäste, die lange dagegengehalten hatten, konnten sich nicht mehr zu einem Sturmlauf aufraffen. Entsprechen enttäuscht war Gäste-Trainer Allmir Sultanic, da Pflugfelden den Klassenerhalt noch nicht sicher hat.

Die Haller indes überschütteten sich selbst, die Trainer, Betreuer und Vorstände literweise mit Sekt. Ali Gökdemir fand nach einigen Minuten die Ruhe, um auch in die Vergangenheit zu blicken. „Ich bin einer von sechs Spielern, die den Abstieg aus der Verbandsliga 2018 mitgemacht haben. Deshalb ist für mich persönlich dieser Aufstieg sehr, sehr wichtig – gerade nach diesen Corona-Spielzeiten, die abgebrochen wurden. Das hat uns im Grunde drei Jahre gekostet. Wir haben zwar eine junge Mannschaft, aber ich werde nicht jünger.“ Sprach‘s und wurde sofort zu weiteren Jubelarien mit der Mannschaft abgeholt.

Völlig durchnässter Trainer

Der Druck war in den vergangenen Spielen, als der Aufstieg rechnerisch schon möglich war, enorm. „Die Mannschaft hat zwar die Saison souverän gespielt, aber es ist eben etwas anderes, wenn man den letzten Schritt über die Ziellinie gehen muss“, meinte Jürgen Lechner und erinnerte dabei an die eigenen A-Junioren, die sich vor einer Woche gegen Vaihingen auch lange schwer taten, ehe mit dem 1:0 der Aufstieg in die Verbandsstaffel feststand.

Hauptziel des verspritzten Sekts war Trainer Thorsten Schift, der völlig durchnässt, aber glücklich auf dem Spielfeld stand, nachdem er zuvor von seiner Mannschaft erst in die Luft geworfen und dann unter ihr begraben wurde. Vor elf Jahren war ihm mit den Sportfreunden schon einmal der Aufstieg in die Verbandsliga gelungen. „Damals waren wir der Underdog, diesmal ist das zwar ein junges Team, aber wir waren trotzdem einer der Favoriten.“

Die Mannschaft wurde dieser Favoritenstellung gerecht, verlor bislang lediglich einmal (0:1 in Allmersbach), wie der WFV-Staffelleiter Hans-Jörg Arnold bei der Übergabe des Meisterwimpels anmerkte. Diesen nahm Kapitän Volkan Demir gerne entgegen. Lange trocken blieb auch der Wimpel nicht.

Die Meister- und Aufstiegsfeier im Optima-Sportpark sollte lang gehen. Die Sportfreunde Schwäbisch Hall werden in der kommenden Runde wieder in der sechstklassigen Verbandsliga antreten.