Die U19-Teams von Bundesligisten haben mittlerweile einen fast genauso dichten Terminplan wie die Profis. Der VfB Stuttgart ist mit seinen A-Junioren in der Youth League vertreten, spielt dort unter anderem gegen Sporting Lissabon oder den FC Barcelona, in der Nachwuchsliga (ehemals A-Junioren Bundesliga) fährt man nach Berlin – und zwischendurch geht es zum WFV-Pokalspiel nach Schwäbisch Hall.
Für Nico Willig, den Trainer der Stuttgarter U19, ist es eine Fahrt zu Freunden, schließlich ist er mit seinem Team Dauergast beim Bundesliga-Cup. Er kennt also nicht nur die Sportfreunde-Verantwortlichen gut, sondern auch die Gegebenheiten vor Ort. Im Oktober 2021 war er mit dem VfB schon einmal zu einem WFV-Pokalspiel in Hall. Damals siegte der VfB mit 8:0, diesmal gewann er mit 6:0.
„Mit dem Ergebnis kann ich gut leben“, sagte folgerichtig Matthias Haag, Trainer der Sportfreunde U19. Beim Gesamtauftritt seines Teams sah er aber noch Luft nach oben. „Wir waren zu leise, nicht so präsent, wie wir uns das als Trainerteam gewünscht haben.“ Das sei schon beim letzten Verbandsstaffel-Spiel so gewesen. Vielleicht hatten die Haller gerade in der Anfangsphase tatsächlich zu viel Respekt vor dem großen Namen VfB. Die ungewohnt große Kulisse kam noch dazu. Mehr als 600 Zuschauer waren gekommen. „Der WFV-Pokal ist für uns auch dazu da, uns in der Region zu präsentieren“, verdeutlichte Nico Willig. Angesichts der vielen Zuschauer stellte er treffend fest: „Die Menschen wollen uns sehen.“
Physisch sind die Unterschiede enorm
Die Stuttgarter hatten das ganze Spiel über enorm viel Ballbesitz. Auf dem nicht einfach zu bespielenden, weil manchmal holprigen Rasen schossen die Stuttgarter schon nach zwei Minuten das erste Mal auf das Haller Tor, hatten es dann aber gegen die defensiv gut gestaffelt stehenden Sportfreunde nicht immer einfach. Ein Fehlpass von Enrico Ebel führte zum ersten Stuttgarter Tor. Ein Stuttgarter spritzte dazwischen, und dann ging es ganz schnell: Jannik Oettinger verwerte den Querpass im zweiten Versuch (8.).
Die Haller hatten sechs Minuten später die Chance zum Ausgleich: Pablo Riveros antizipierte einen langen Ball, rutschte dann aber beim Abschluss weg. Es sollte die einzige Torgelegenheit der Sportfreunde bleiben. Zwar zeigten diese häufiger gute Ansätze, doch dann war die Umsetzung nicht genau genug oder aber die Stuttgarter konnten doch noch klären. Gerade physisch zeigte sich der große Unterschied zwischen einer Amateurmannschaft und einem Team, das unter Profibedingungen trainiert. Halls Noah Käpplinger beispielsweise ist enorm schnell, doch gegen einen Laurin Preuß hatte er dennoch keine echte Chance. Der Stuttgarter Innenverteidiger besitzt einen äußerst muskulösen Oberkörper und setzte diesen auch geschickt ein.
Ebenfalls auffällig: Wenn die Stuttgarter aufs Tor schossen, hatte Halls Torwart Cedric Moser keine Chance. „Wir haben siebenmal aufs Tor geschossen, sechsmal war der Ball drin. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass die Jungs sehr konzentriert beim Abschluss waren“, freute sich Nico Willig. Er war mit drei B-Junioren angereist, ansonsten bekamen vor allem diejenigen seines Teams viel Spielzeit, die in der Nachwuchsliga und in der Youth League weniger eingesetzt wurden. „Sie haben es gut gemacht“, stellte er zufrieden fest.
Kurz nach Ende der Partie blickte Halls Trainer Matthias Haag nach vorn: „Es ist gut, dass das Spiel schon jetzt war und nicht erst in drei Wochen. Denn für uns geht es um den Klassenerhalt in der Verbandsstaffel und dafür müssen die Köpfe frei sein.“ Am besten schon am Sonntag, wenn der Vorletzte Hall auf den Fünftletzten VfL Pfullingen trifft.
So spielten sie
Sportfreunde Hall – VfB Stuttgart 0:6
Tore: 0:1 Jannik Oettinger (8.), 0:2 Karl Kempf (26.), 0:3 Jeremy Djeukui Yomba (35.), 0:4 und 0:5 Colin Kroll-Thiel (49., 70.), 0:6 Tuncay Durna (74.)
Hall: Moser, Burgschweiger, Stein, Djordjevic (46. Kritsch), Käpplinger, Hahn, Riveros (66. Herter), Weilbacher, Ebel (57. Thalheimer), Schmelzle (46. Aalken), Schumm (46. Richter)


